Literatur, das Netz und CB-Funk

Heute gab es mal wieder ein interessantes SWR2-Forum und zwar zu dem Thema „Lieber Leser … Der Schriftsteller im Online-Zeitalter“. Um ein wenig Appetit zum Nachhören und Nachdenken anzuregen, hier zwei Zitate vom Ende der Sendung:

„Ich betrachte es nicht als meine Aufgabe jetzte als Autorin, auch noch einen Facebook-Account zu betreiben und zu twittern.“

(Ulrike Draesner, Schriftstellerin)

„Ja, nur das hält mich nicht davon ab zu sagen, für meine Arbeit, für das, was mich interessiert, Literatur, ist im Moment das Netz, sind die sozialen Netzwerke etwa von der Relevanz des CB-Funks in den Siebzigerjahren.“

(Denis Scheck, Literaturkritiker)

Hören, Sprechen, Lernen


Das klingt zunächst mal plausibel. Wenn man aber ein Weilchen darüber nachdenkt, ist es weniger offensichtlich. Dann stellen sich nämlich Fragen wie: Was heißt in diesem Zusammenhang „wissen“? oder: Wann lernt man etwas? Klar, wenn man zuhört, kann man Dinge erfahren, von denen man vorher „nie gehört“ hat. Aber hat man dann schon etwas gelernt? Man erfährt vielleicht neue Fakten oder erkennt neue Zusammenhänge. Letztere lernt man aber nicht allein durch das Zuhören sondern indem man über das Gehörte nachdenkt. Zumindest muss man das Gehört bewerten und – vereinfacht gesagt – als „richtig“ oder „falsch“ anerkennen.

Neue Zusammenhänge kann man aber auch lernen, wenn man Dinge erzählt. … wenn man sie erzählt? Sofern damit das Nachplappern oder Aufsagen von gespeicherten Dingen gemeint ist, ohne jegliche Reflektion beim Reden, dann lernt man dabei in der Regel tatsächlich nichts. Aber in der Diskussion, beim Argumentieren oder auch einfach nur beim Erklären kann auch derjenige, der redet, etwas lernen. Nicht umsonst ist Frontalunterricht nicht unbedingt die beste Ort, um zu lernen. Gerade Kinder lernen sehr viel, wenn sie versuchen, anderen Dinge zu erklären. Klar – auch hier bedarf es dann oft eines Gegenparts, der zuhört, Fragen stellt oder „Gegenargumente“ bringt. Aber man kann oft das Lernen förmlich sehen, während die Kinder reden.

Und schließlich: wer kennt nicht die Situation, in der man einen Gesprächspartner vollkommen verwirrt zurück lässt, von dem man einen Rat haben wollte (hören), nachdem man ihm zu erklären versucht hat, was man will. Und noch bevor er überhaupt verstanden hat, worum es geht, sind einem selber die Zusammenhänge klar und die Sache ist erledigt… „Hauptsache, wir haben mal darüber gesprochen.“