Hören, Sprechen, Lernen


Das klingt zunächst mal plausibel. Wenn man aber ein Weilchen darüber nachdenkt, ist es weniger offensichtlich. Dann stellen sich nämlich Fragen wie: Was heißt in diesem Zusammenhang „wissen“? oder: Wann lernt man etwas? Klar, wenn man zuhört, kann man Dinge erfahren, von denen man vorher „nie gehört“ hat. Aber hat man dann schon etwas gelernt? Man erfährt vielleicht neue Fakten oder erkennt neue Zusammenhänge. Letztere lernt man aber nicht allein durch das Zuhören sondern indem man über das Gehörte nachdenkt. Zumindest muss man das Gehört bewerten und – vereinfacht gesagt – als „richtig“ oder „falsch“ anerkennen.

Neue Zusammenhänge kann man aber auch lernen, wenn man Dinge erzählt. … wenn man sie erzählt? Sofern damit das Nachplappern oder Aufsagen von gespeicherten Dingen gemeint ist, ohne jegliche Reflektion beim Reden, dann lernt man dabei in der Regel tatsächlich nichts. Aber in der Diskussion, beim Argumentieren oder auch einfach nur beim Erklären kann auch derjenige, der redet, etwas lernen. Nicht umsonst ist Frontalunterricht nicht unbedingt die beste Ort, um zu lernen. Gerade Kinder lernen sehr viel, wenn sie versuchen, anderen Dinge zu erklären. Klar – auch hier bedarf es dann oft eines Gegenparts, der zuhört, Fragen stellt oder „Gegenargumente“ bringt. Aber man kann oft das Lernen förmlich sehen, während die Kinder reden.

Und schließlich: wer kennt nicht die Situation, in der man einen Gesprächspartner vollkommen verwirrt zurück lässt, von dem man einen Rat haben wollte (hören), nachdem man ihm zu erklären versucht hat, was man will. Und noch bevor er überhaupt verstanden hat, worum es geht, sind einem selber die Zusammenhänge klar und die Sache ist erledigt… „Hauptsache, wir haben mal darüber gesprochen.“

P!nk on tolerance