Warum so schweigsam? Web 2.0-Kommunikation zum E-Government

In der Netzöffentlichkeit wird gerne gefordert, Verwaltungen müssten offener kommunizieren und die Segnungen des Web 2.0 für mehr Kundennähe nutzen. Die Anwendung dieser modernen Kulturtechniken ist seit einiger Zeit immer wieder mal ein Hypethema im E-Government-Umfeld. Was liegt also näher, als sich mal in einige soziale Netze zu begeben und zu schauen, wie kommunikativ denn dieses E-Government-Umfeld ist? Kommunikation erfordert in der Regel Dialoge. Und daher ist es durchaus sinnvoll, nicht nur die E-Government-Spezialisten der öffentlichen Verwaltung sondern auch deren Kommunikationspartner aus Forschung und Wirtschaft zu betrachten.
Nehmen wir dazu zunächst die E-Government-Gruppe (namens „eGovernment„) eines großen Netzwerks, nämlich XING. Die besteht derzeit aus 1.197 Mitgliedern. Das sind immerhin gut 40 mehr als die Anzahl der Beiträge in den Foren der Gruppe. Dort finden sich inzwischen oft nur noch Einzelmeldungen. Diskussionsstränge mit zig Antworten gibt es auch. Die sind dann in der Regel aber auch schon etwas älter.
Aber dieser „Aktivitätenindex“ soll gar nicht weiter betrachtet werden Die Frage, die mich interessierte, war, wie viele der Mitglieder aus der E-Government-Gruppe wohl twittern. Ich habe mir dann mal die Mühe gemacht das zu zählen, was aber gar nicht so einfach ist. Die nächstliegende Maßnahme dafür ist, einfach mal zu schauen, wer in seinem Profil einen Twitteraccount eingetragen – und freigegeben – hat. Folglich habe ich neulich allen unseren Gruppenmitgliedern dazu einen kleinen virtuellen Besuch abgestattet. Das Ergebnis: 90 aktive Accounts sowie fünf Verweise auf nicht mehr existente Accounts. Von den 90 Aktiven hatten zwei ihre Beiträge als privat geschützt. Aber was heißt hier schon Aktive“. Unter den gefundenen Twitteraccounts gibt es eine ganze Reihe, die verwaist sind, aber auch viele, die noch recht aktiv sind. Dabei produzieren sie – natürlich – nicht ausschließlich Tweets rund um E-Government. Da finden sich – neben zahlrechen Einzeltweets aus dem privaten Umfeld der Gruppenmitglieder – auch Accounts von Firmen, aus der Musikszene, zum Bibliothekswesen und vieles mehr. Auch wenn man einige Gruppenmitglieder zunächst – oder ausschließlich – aus dem Gruppenkontext „kennt“ macht das doch deutlich, dass E-Government und XING und erst recht E-Government bei XING nur einen ganz kleinen Ausschnitt aus dem echten Profil der jeweiligen Person widerspiegeln.
Etwas erstaunt war ich, dass einige mir persönlich oder von Twitter her bekannten Gruppenmitglieder ihre Accounts gar nicht in XING eingetragen haben. Unter diesen sieben Personen, von denen ich wusste, dass sie twittern, da ich ihnen dort folge oder zumindest regelmäßig ihre Beiträge lese, sind auch einige „E-Government-Promis“ dabei. Andere sind sogar mit mehreren Kanälen aktiv und haben leider keinen davon angegeben.
Es ließe sich nun trefflich über die Ursachen spekulieren. Sind es persönliche Befindlichkeiten? Welche Rolle spielt das Netzwerk dabei – sofern es überhaupt (noch) eine Rolle spielt? Wie kommunikativ sind die Gruppenmitglieder der XING-Gruppe E-Government tatsächlich? Sind XING und Twitter eben doch nur Modeerscheinungen?
Aus meiner Sicht wäre es schön, wenn in diesen Netzwerken etwas mehr Kommunikation rund um E-Government getrieben würde – echter Austausch halt. Inhaltliche Impulse dafür könnten aus dem Microblogging kommen. Vertiefte Diskussionen – oder zumindest Hintergrundinformationen – könnten in den Foren realisiert werden. Aber vielleicht nutzen viele ihre Netzwerke ja doch eher als eine Art Kontaktliste. Dann wäre es zumindest schön, wenn die Verbindung zwischen diesen Netzen durch entsprechende Referenzen verstärkt würde.
Wer schauen möchte, was Gruppenmitglieder mit ihren angegebenen Accounts so treiben (zumindest soweit die öffentlich sind), kann der Liste <http://twitter.com/markus_beckmann/egov-xing> folgen – oder einfach mal so darin stöbern. Vielleicht bekommt ja der eine oder die andere noch Appetit am elektronischen Austausch rund um E-Government teilzunehmen. Und der möglicherweise entstehende Dialog fände vielleicht auch irgendwann einen positiven Niederschlag in der Kommunikation der Verwaltungen.

P.S.: Wer noch weitere Twitteraccounts einträgt oder in die o.g. Liste aufgenommen werden möchte, schreibt mir bitte einfach eine kurze Nachricht.

P.P.S.: Es wäre sich auch mal ineressant, das detailliert für Blogs zu untersuchen!)

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