Twitterlesung = Karneval 2.0?

Als ich mir vor – sagen wir mal – 30 Jahren zum ersten und einzigen Mal eine Kölner Karnevalssitzung ansah, war ich ein wenig erstaunt. Da standen, unterbrochen von einigen Tanznummern, verschiedene Gestalten auf der Bühne und erzählten mehr oder weniger schwungvoll Witze. Keine Spur von Bezug zum Tagesgeschehen, zur Politik oder sonstigen aktuellen Themen. Nein, ein Kalauer reiherte sich an den anderen. Und das Erstaunlichste daran war, dass ich den größten Teil davon (gefühlt 99%) schon länger kannte.

Warum ich das schreibe? Twitterlesung ist so ähnlich.

Der öffentliche Bereich als Spielwiese?

Vergleicht man einen Staat mit einem Wirtschaftsunternehmen, dann ist es in der Regel ein ziemlich defizitärer Laden. Einige dieser Läden standen jüngst oder stehen noch immer vor der Pleite – selbst solche, von denen man bisher meinte, dass sie eine Lizenz zum Gelddrucken hätten, weil sie auf größeren Mengen Erdöls sitzen. In einer Firma, die eine negative Bilanz aufweist, muss man evtl. trotzdem Geld in die Hand nehmen, wenn man sie und ihren Zwecke erhalten will, um die Produkte zu modernisieren und „marktfähig“ zu machen. Diese Möglichkeiten hat ein Staat nicht.

Von draußen von der Stadt …

Ein kleiner „Klassiker“ aus alten Tagen – 1982 –

„Von draußen von der Stadt da komme ich her.
Ich muss euche sagen, es weihnachtet sehr.
All über all auf den Kaufhausspitzen
sah ich goldene Lichter blitzen.
Und vor dem Kaufhaus von Neckermann
quatscht mich ein Pappnasennikolaus an:
‚Lieber Kunde! Guter Gesell,
hebe die Beine und kaufe noch schnell
für die Lieben einen Weihnachtsgruß,
aber schnell, denn bald ist Ladenschluss!‘

Und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und sprach: ‚Hör‘ mal, lieber guter Mann,
mich kotzt dieser Weihnachtsrummel an.‘

Verschwand darauf, kam nimmer mehr.
Egal – Hauptsache ist, es weihnachtet sehr.“