Schwarm ja, Intelligenz nein

Im Zusammenhang mit sozialen Netzen und den kollaborativen Mechanismen des Web 2.0 wurde vor einiger Zeit viel über „Schwarmintelligenz“ gesprochen und geschrieben. Lösungen, die ein einzelner nicht finden kann, kann der Schwarm lösen, indem er viele spezifische Teilfähigkeiten zusammen bringt und ihnen eine Richtung gibt.

Eine einfache Form dieses Schwarmverhaltens lässt sich in großen Mengen finden, die sich plötzlich irgendwohin orientieren und gemeinsam einem gewünschten Ziel zustreben. Ein solches Verhalten mag sich auch bei den Lemmingen finden, die sich in Folge wachsender Populationen auf Massenwanderungen begeben. Auch wenn der Herdentrieb bis zum Massenselbstmord bei den Lemmingen eine Fabel sein mag, dummes Schwarmverhalten lässt sich auch beim Menschen finden:

Bahnsteig am Bahnhof zwischen Gleis 3 und 4.

Der Weg nach oben führt über eine Treppe, eine Rolltreppe oder den Aufzug.

Eine kleine Gruppe rüstiger (!) Rentnerinnen strebt der Rolltreppe entgegen.

Fünf Meter davor entdeckt eine Person den Aufzug und lenkt ihre Schritte in diese Richtung.

Die anderen Damen – eine Verbesserung der eigenen Fortbewegungssituation ahnend – schwenken hinterher.

Die Gruppe drängt in ihrer eigene Dynamik zum Aufzug, ohne links und rechts zu schauen.
Schnatternd besteigen sie die Kabine.

Die Tür schließt sich.

Der Superorganismus entschwebt durch die Decke nach oben.

Die junge Frau, die mit Kind und Kinderwagen am Aufzug gewartet hatte, sieht hinterher.

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