Daten brennen

Dieser Software-Download fühlt sich an, wie das CD-Brennen vor gut 15 Jahren. „Bitte, wer brennt da?“ mag manch einer fragen, der mit Rechnern ohne Laufwerk groß geworden ist und für den Musik gestreamt und Software per Internet geladen wird. CDs, das sind diese glänzenden, runden Dinger, die Vorgänger von DVD und BlueRay. Egal. Seinerzeit waren CDs das Medium für Musik und Software. Und dann kam der Moment, in dem man die selber herstellen konnte. Dazu wurden Daten oder Musik per Laser auf die zunächst teuren Rohlinge „gebrannt“ und konnten so vervielfältigt werden. Damit begann der Untergang der Musikindustrie im Abendland. Aber das ist eine andere Geschichte.

CDs

In meiner damaligen Firma hatten zwar die meisten Rechner bereits ein CD-Laufwerk, allerdings eins, mit dem man nur Lesen konnte. Und dann gab es da diesen einen Rechner, der eine CD-Brenner hatte. Große Sache. Das Brennen war nämlich ein hoch sensibler Vorgang. Kleine Störungen am Rechner – und alles war umsonst. Also wurden Daten vorzugsweise am frühen Morgen oder am späten Abend gebrannt. Alle anderen Anwendungen auf dem Rechner wurden still gelegt und der Screensaver ausgeschaltet. Und dann saßen die Kollegen andächtig vor dem Bildschirm und schauten zu, wie der rote „Fortschrittsbalken“ immer länger wurde, und sie hofften, dass alles gut ging. Oft ging es, manchmal nicht. Dann halt von vorne.

Im Moment lade ich eine Software vom Supportportal eines großen IT-Herstellers. Heutzutage eigentlich kein großes Ding. Aber um überhaupt an diesen Punkt zu kommen, war schon ein Kunststück. Verschachtelte Supportseiten, Anweisungen, die wohl nur Eingeweihten etwas sagen (und selbst das scheint nicht sicher), wechselnde Bezeichnungen für vermeintlich gleiche Dinge, immer wieder spontan auftauchende Hürden (im 17ten Schritt muss man dann mal eben einen Account anlegen, was anschließend mit einem ’session time out‘ belohnt wird, und ähnliche Dinge.
In Zeiten von „App-Stores“, in denen man Software eigentlich mit zwei, drei Klicks installiert, sind solche Seiten der Horror und zeugen in meinen Augen von einem absoluten Unverständnis für die viel zitierten UI und UX. Aber das können sich offenbar noch genug Hersteller leisten.

Nun sitze ich vor dem Rechner, habe andere Anwendungen stillgelegt und beobachte, wie der nun grüne Fortschrittsbalken länger wird. Immerhin schon 82%. Hoffentlich passiert nichts Unvorhergesehenes.